Die Geschichte und Architektur des Malerwinkel Rattenberg

Eine multifunktionale Einrichtung, die den mittelalterlichen Charme der kleinsten Stadt Österreichs mit einem zeitgemäßen Bau des 21. Jahrhunderts verbindet.

Ein Haus für Seminare, Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Tagungen, dazu ein Restaurant mit dem einzigartigen Ambiente gotischer Gewölbekeller. Der ideale Ort für kreative Tagungen, produktive Meetings, stilvolle Feste und Feiern.

Für Rattenberg war der Bau des Veranstaltungs- und Seminarzentrums Malerwinkel ein Jahrhundertprojekt.

Eine kommunale Einrichtung, die seit Jahresbeginn auch die Stadtgemeinde beherbergt und die nach dem Bau der Umfahrung 1996 und der Einführung der Fußgängerzone eine weitere einschneidende Maßnahme für die Hebung der Lebensqualität und für die Entwicklung der Stadt bedeutete.

Die Architektur: Eine Symbiose aus alt und neu

Architektur,
Gesamtplanung:

Arch. DI Josef Wurzer
Innenarchitektur: DI (FH) Monika Pupp
Bauleitung: DI (BA) Carl Michael Nagel
Bundesdenkmalpflege: DI Walter Hauser

 

Aus architektonischer Sicht war der Bau des neuen multifunktionalen Gebäudes eine besondere Herausforderung. Die Planungen nahmen nicht nur Bedacht auf die funktionalen Anfordernisse der Einrichtung, sondern vor allem auf städtebauliche Gegebenheiten an einem sensiblen Standort.

 

In einem Auswahlverfahren wurde von der Rattenberger Stadtentwicklung das Ensemble Malerwinkel / alte Turnhalle als idealer Standort für eine moderne städtische Einrichtung ausgewählt – zudem war der ins Auge gefasste Gebäudekomplex mit dem nach dem Tod der Eigentümerin leerstehenden Malerwinkel und der seit über 30 Jahren ungenützten und verfallenden alten Turnhalle für das Projekt verfügbar geworden. Ein idealer Standort, um eine städtische Institution zu installieren.

Ein Haus mit Geschichte


Während die ursprüngliche Bausubstanz des jetzigen “Ensembles Malerwinkel”, also das frühere Café Malerwinkel und die Basis des seit Jahrzehnten verfallenden alten Turnsaals mittelalterlichen Ursprungs ist (so ist im Bereich des Restaurants eine freigelegte romanische Zyklopenmauer zu sehen, die beiden Gewölbekeller sind gotische Bausubstanz), ist das heutige Erscheinungsbild des Malerwinkel mit Erker und Rundbogenfenster vergleichsweise jungen Datums.

 

Bis in die 1920er Jahre war der "Malerwinkel" ein schmuck- und schnörkelloser Zweckbau und gehörte, ebenso wie der "alte Turnsaal", zum Anwesen des "Platzbräu", der ehemals größten Brauerei von Rattenberg und wurde erst 1922 zum Café-Betrieb mit dem heutigen Erscheinungsbild umgebaut. Das dahinterliegende “Pöltenhaus” wurde 1919 an den Turnverein verkauft und bis in die 60er Jahre als Turnsaal genützt.

 

Die reich gegliederte Fassade mit ausladendem Eckerker und Marmorreliefs mit Heiligendarstellungen macht dieses Gebäude zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Rattenberg in Tirol

Die kleinste Stadt Österreichs mit knapp 400 Einwohner

Rattenberg liegt zwischen Fels und Inn am Fuß einer Burg aus dem 10. Jahrhundert. Früher diente die Stadt als Umschlagplatz für Waren der Innschifffahrt und als Zollstelle an der Grenze zwischen Tirol und Bayern. Das historische Zentrum ist im Inn-Salzach-Stil erbaut und heute eine Fußgängerzone.

Urkundlich wurde Rattenberg erstmals 1254 genannt. 1393 erfolgte die Erhebung zur bayrischen Stadt. Im Schutz der Burg entwickelte sich der Ort entlang der Straße zwischen Inn und dem Stadtberg. Eine Mauer und ein Graben im Osten schlossen den Ort ab. Die ostwärts führende Südtiroler Straße bildet als eine Art Stadtplatz das Zentrum. Nach Überschwemmungen wurde der Ort mehrfach erhöht.

Rattenberg gehört wie das übrige Tirol östlich des Zillers (Zillertal) zur Erzdiözese Salzburg. Bis zum Landshuter Erbfolgekrieg war Rattenberg politisch Teil von Bayern. 1505 sicherte sich Maximilian I. mit dem Kölner Schiedsspruch, der den Krieg beendete, auf dem Verhandlungswege den Besitz der vormals zu Bayern-Ingolstadt gehörigen Städte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel samt Umgebung. Im Jahr 2013 wurde das Stadtgebiet unter Ensembleschutz (Denkmalschutz) gestellt. Damit ist Rattenberg nach Hall das zweite Städteensemble in Tirol und das 30. in Österreich.